b) Erdöl

Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zeichnete sich nicht nur durch Entwicklung der Landwirtschaft. Die zuströmenden ausländischen Unternehmen tätigten sich und erschlossen alle nur denkbare Geschäftszweige.

Ein noch größerer Schatz als Wein öffnete sich für die industrielle Förderung: Erdöl. Schon in grauer Vorzeit kannten die Menschen an den sandigen und dünn besiedelten Ufern des Kaspischen Meeres und auf der Halbinsel Abscheron (Region um Baku) dieses zähflüssige, schwere und kaum als wohlriechend zu bezeichnende Nass der Erde. Es brach sich oft an die Erdoberfläche durch, begleitet von einer Fackel. Vielleicht hat hier der Name des Landes und einer des ersten hier entstandenen Staates seinen Ursprung. Der Staat Atropatena, einer der ältesten der heutigen Wissenschaft bekannten Bezeichnungen, der wortwörtlich als „Land des Feuers“ zu verstehen ist, entwickelte sich weiter zum heutigen Namen Aserbaidschan.

Das Öl wurde bereits im Mittelalt gefördert, vorwiegend zur Herstellung von Heizöl und für Lichtlampen.

Das letzte Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts und der Beginn des 20. Jahrhunderts kennzeichnet einen erstaunlich schnellen Aufschwung der Industrie in Baku. Die auf jene Jahre entfallenden Erfolge der Erdölwirtschaft in Technik und Produktion hinterließen eine tiefe Spur in der Geschichte Bakus. 1871 wurde in Balachany – einem Vorort von Baku – erste Bohrung vorgenommen. Dieses Jahr gilt aus Geburtsjahr der aserbaidschanischen Ölindustrie, das auch gleichzeitig die Geburt der weltweiten Ölbohrindustrie war.

Durch ihre Teilnahme an der Wirtschaft Aserbaidschans trugen auch die deutschen Unternehmer zum Fortschritt der Ölindustrie bei. Die unerschöpflichen Ölreserven, ihre hohe Qualität und die verkehrsgünstige geographische Lage räumten Baku auf der Ölkarte der Welt eine Sonderstellung ein. „Wenn das Öl die Königin ist, so ist Baku ihr Thron“, sagte Winston Churchill.

Bild rechts oben: Ölfelder in Bibi Eybat, ein Ort in der Umgebung von Baku.
Bild rechts unten: Bakuer Ölfelder von Gebrüder Nobel, 1891.


Chronologisch betrachtet drang zuerst deutsches, dann französisches und zuletzt englisches Großkapital in die Erdölindustrie von Baku vor. Viele Gesellschaften kamen nach Baku, z.B.: „Handelshaus Benckendorff & Co.“, „Consortium O.Lenz & Co.“. Ein Vertreter des deutschen Kapitals war der schwedische Staatsbürger Robert Nobel, der 1875 zusammen mit seinen später nachgerückten Brüder Ludwig und Alfred „Produktionsgesellschaft Gebrüder Nobel“ organisierte, die sich um eine angekaufte Kraftstofffabrik bildete. Diese Firma war aktiv am Aufbau des Ölgewerbes und besonders an der Entwicklung des Öltransports beteiligt. Es sei angemerkt, dass die Gesellschaft „Gebrüder Nobel“ ihr Riesenvermögen in den 30 Jahren ihres Bestehens gerade in Russland erarbeitet haben. Bis zum Zerfall des russischen Zarismus spielte die Gesellschaft der Gebrüder Nobel eine führende Rolle in der Ölindustrie Bakus. 1917 belief sich der Wert ihrer Immobilienbesitz und Transportmitteln auf 74 Millionen Rubel bei einem Startkapital von 45 Millionen Rubeln.

 

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