II. Besiedlung Aserbaidschans


Die durch die oben genannte Lage bedingten besonderen Umstände waren auch der zaristischen Regierung Russlands bekannt. Die russische Kolonisierung Aserbaidschans war daher geprägt von Vorsicht und Diplomatie. Das rief bei der Bevölkerung zunächst die Illusion und den Glauben daran hervor, dass die russischen Gesetze imstande seien, die Unantastbarkeit des Eigentums sicherzustellen und einige persönliche Rechte zu garantieren. Zum Teil stimmte das.

Die Kolonisierungspolitik hatte die Beseitigung aller örtlichen Besonderheiten auf dem Gebiet von Recht, Gerichtsbarkeit und Verwaltung zur Folge. Das Schicksal kleinen Khanaten mit deren Führungsgebräuchen und Eigenarten wurde der Vergessenheit überlassen. Es wurde ein streng vereinheitlichtes, im ganzen Reich geltendes und nach Vorbild der zentralrussischen Gouvernements organisiertes Verwaltungssystem eingeführt, dem ausschließlich russische Beamten vorstanden. Natürlich schloss dies eine Berücksichtigung der Besonderheiten und Niveauunterschiede in der sozialökonomischen Entwicklung der südkaukasischen Völker aus. Alle Besonderheiten und Unterschiede in der ethnischen und kulturellen Situation und im Glauben wurden völlig ignoriert.

Letzteres war insbesondere im islamischen Aserbaidschan von großer Bedeutung. Die russische Verwaltung war hinsichtlich dieser Frage jedoch der Meinung, dass „die Moslems unter dem Einfluss von gemeinsamen Gesetzen und Institutionen sich Russland mehr und mehr annähern werden“ (Protokolle der Kaukasischen Archäographie-Kommission. Bd.7, S.35.). Zu dieser Annäherungsstrategie gehörte auch die Umsiedlungspolitik des Zarismus, die sich auf ganz Transkaukasus erstreckte. In das islamische Aserbaidschan wurden zunächst Menschen russisch-orthodoxen Glaubensbekenntnisses umgesiedelt. Zwecks Beibehaltung der „friedensstiftender“ Politik der russischen Zaren machte die Regierung auch vor den grenzen des eigenen Reiches nicht Halt. Sie bot die transkaukasischen Ländereien ja auch jenen Deutschen, Polen, Ukrainer und Armenier an, die auf der Suche nach einem besseren Los gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen.

Bild rechts: ein aserbaidschanisches Mädchen aus Schuscha (Karabakh) Ende 19. Jahrhunderts in nationaler Gewändern, Tbilisi Museum für Photographie.

 

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